WOW – ich habe es gemacht. Der Wettergott war mir milde gestimmt, es war nicht heiß, schon gar kein Regen. Okay, von der Seite lief es gut.
Ich war mit mir auch im Reinen, gut gelaunt, gut drauf. Also, los gehts. 16:04 Uhr.
Sagen wir es mal so: Das war eine Erfahrung für sich.
Die ersten 10 Kilometer (Hinweg) gab es keine Probleme, keine Zipperlein, es lief rund. Der iPod leistete, wie immer, zuverlässige Dienste. Es waren wenig Leute draußen, je tiefer ich in den Wald kam, desto weniger. Ab und zu mal ein Radfahrer, Gassi-Gänger, aber echt spärlich. Das kann ich leiden, hatte unterwegs sowieso am liebsten meine Ruhe. Einmal musste ich eine Schnellstraße überqueren, aber am Samstag Nachmittag war auch da nicht viel los, so dass die Verzögerung nur minimal war.
Bei Kilometer 8 dachte ich mir, noch 2 Kilometer hin, ja nimmt das denn nie ein Ende? Und dann alles wieder zurück? Hilfe! Ich war an einer besonders dunklen Stelle im Wald, wo oben kein Sonnenlicht durchschien. Alle schlechten Figuren, von denen ich je gelesen hatte, begegneten mir. Ich verdrängte das erfolgreich und konzentrierte mich aufs Laufen und die Musik aus dem iPod. Rechts oder links abkürzen war nicht, viel zu viel Schiss, dass ich mich verirre und am Ende NOCH WEITER laufen musste.
Irgendwann war die erste Hälfte geschafft. Keine spürbare Freude, sondern: Oh Gott und jetzt alles zurück! Bloß nicht anhalten, einfach umkehren und gleich weiter. Wann kam endlich die verflixte Straße, die ich überqueren musste? Warum knipste keiner das Licht an? Im Wald sah auch alles gleich aus, so dass ich, bis auf die Wegweiser, nichts hatte, was deutlich wieder erkennbar gewesen wäre… Stimmte nicht: eine Grillhütte, eine Kiesgrube, angemalte Bäume mit Nummern und Buchstaben, aufgestapelte Baumstämme …
Zwischendurch hatte ich mir gewünscht, dass doch mal jemand vorbei kommen würde, den ich begleiten könnte. Alleine laufen war gut, aber doch nicht so lange und so weit.
Ha! Kurz nach der Überquerung der Schnellstraße sprang tatsächlich ein Mann aus dem Wald (Pinkelpause?). Den wollte ich diskret verfolgen, ich brauchte ein bisschen dieses Wir-Gefühl. Aber der war zu langsam, drehte sich zudem erschrocken um. Als ob ich dem was machen würde… ? Okay, schnell überholen und weg. Der Gedanke, dass der noch länger als ich unterwegs sein wird, bei dessen Tempo, hatte etwas Tröstliches. Außerdem schmerzten mittlerweile die Fußsohlen, jeder Stein war spürbar und es tat ätzend weh. Krankenwagen, Samariter? Zuschauer, die klatschten und motivierten und Wasser reichten? Die Musiker, die einen pushten? Wunschgedanken einer armen Irren.
Der Wald wollte und wollte kein Ende nehmen.
Endlich! Licht, Ende Wald! Noch 2 Kilometer, aber das Wohnhaus schon in Sicht. Yummi. Ihr glaubt nicht, wie w e i t 2 Kilometer sein konnten, ich hatte das Gefühl, ich kam gar nicht mehr voran. Die Schritte waren nur mehr Getrippel, die Füße machten, was sie wollten, von Tempo konnte keine Rede sein. Letzte Ampel, auch noch rot. Warten, ausruhen. Grün: Die Füße wollten sich nicht bewegen, die Waden schmerzten, also langsam machen. Noch langsamer? Hoffentlich bot mir keiner Hilfe an, um die Straße zu überqueren. Dann würde ich am Rad drehen, die Laufstäbchen zertrümmern. Puh, niemand, Glück gehabt. Der Boden fühlte sich an, als ob dieser schwebte, sich bewegte…
Zu Hause direkt auf den Aufzug zugesteuert. Keinen Gedanken an das Treppenhaus verschwendet, das ich sonst bevorzugte. Endlich daheim. 18:49 Uhr.
In der Zeit laufen andere einen kompletten Marathon (42,2 Kilometer), aber wen juckt das? Wo ist die Medaille?
Zu Hause tigerte ich noch ein paar gute Runden um den Tisch, weil Krämpfe in den Waden, an den Fußzehen. Masseur? Schön wäre es. Badewanne tut es auch. Dicke Jacke zu mir, es ist kalt!
Ob das nach Wiederholung schreit? 😀
Respekt!!! Ich plane ja, das auch irgendwann zu tun … wobei die Betonung auf ‚irgendwann‘ liegt. Könnte auch nirgendwann werden. 😉
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Hallo Sonja, einfach mal machen… und vielen Dank! Viele grüße Vic
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Großartig! Herzlichen Glühstrumpf zum Geschafft!
Wenn ich geschickt planen würde, könnte ich wahrscheinlich einen Halbmarathon um den Kanal bestreiten … da ist es wenigstens nicht dunkel und einsam, aber „spuken“ tut es troztdem irgendwie.
liebgrüß
Pia
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Vielen Dank! Um Deinen Kanal beneide ich Dich sowas von… 🙂 Viele Grüße Vic
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