Ziemlich eingestaubt der Blog. Das ändern wir jetzt. Aktuell bearbeite ich „Konrad“, ein besserer Arbeitstitel ist mir noch nicht eingefallen, auch nicht, wie kurz oder lang die Geschichte werden soll. Kurzgeschichten sind ja eher mein Ding, bei längeren Texten geht mir oft die Puste aus, auch wenn ich schon das ein oder andere Manuskript im Rechner habe.
Wer oder was ist „Konrad“?
„Konrad“: Langweiliger Typ, 41-jährig, vor 2 Jahren erst bei Mutti (Gerlinde) ausgezogen, keine Freundin, arbeitet als Datentypist in einer Firma, freut sich am Wochenende auf Tatort und eine Flasche Bier, hat keine Hobbys. Mutti hat ihn jahrelang behütet, bekocht, seine Klamotten in den Schrank geräumt, hat sich für ihren Sohn etwas Besseres erhofft, als das, was er macht.
Das erste Mal rebelliert Konrad mit 39 Jahren gegen Mutti, indem er auszieht. Sein langweiliges Leben setzt er nun in seiner 2 Zimmer-Wohnung fort. 6 Tage die Woche Fastfood und Sonntags Tatort, einen Tag bei Mutti, die immer noch sauer ist, aber sich soweit beruhigt hat, dass sie ihren Konrad jeden Samstag bekocht.
Konrad trifft unter seltsamen Umständen auf die 37-jährige Inken, die seit 2 Jahren auf der Straße ist und sich durch das Leben bettelt. Für Konrad sind es Schmetterlingsgefühle, die erste Frau überhaupt in seinem Leben, wenn man von Mutti absieht, die ihn wahrnimmt. Für Inken ist es eher praktischer Natur, Dach über dem Kopf, Bett zum Schlafen, Essen vorhanden.
Wie es zu dem Treffen von Konrad und Inken unter seltsamen Umständen kommt, folgt unten im Text, den sich meine „Grauen im Oberstübchen“ ausgedacht haben, den sie unbedingt auf Papier (im PC) formuliert sehen wollten. Ganz sicher habe ich noch nie in einem WC in der Kabine über die Trennwand den Herren am Waschbecken oder an den Pissoirs zugeschaut. 🙂
Natürlich ist das noch nicht alles, es ist ein Anfang. Wie es weiter geht, schreibe ich bald. Es gibt noch die andere Seite in Konrad, die keiner kennt, Mutti nicht, am wenigsten er selbst…
Manchmal genügt ein Stichwort, um die Grauen da oben zum Werkeln zu bringen. Zum Beispiel HIER. Manchmal sind es Bilder oder Gelesenes, die zu weiteren Schreibtaten führen. Im ersten Quartal 2015 habe ich sehr viel gelesen, wie es HIER und HIER beschrieben ist.
Der Text zu „Konrad“, von den Grauen aus dem Oberstübchen, nicht zensiert, nicht überarbeitet >>
„Konrad rannte durch die Tür zur Bahnhofhalle, nicht auf die Passanten um sich herum achtend. Er musste so dringend, wie schon lange nicht mehr, glaubte, dass er es keine zwei Sekunden länger einhalten könne. Jetzt rechts am Kiosk mit der hübschen Verkäuferin vorbei, unter dem grünen „Ausgang“-Schild durch, noch ein paar Meter weiter, dann stand er vor den Toiletten. Der grüne Plastikstuhl auf Metallbeinen war leer, auf dem Teller lagen ein paar Münzen. Konrad kümmerte sich nicht darum, sondern stieß die Tür zur Herrentoilette auf. Mit einem Blick erfasste er den Raum, sah an den Pissoirs einen Mann im Anzug stehen, der sich ebenfalls Erleichterung verschaffte. Die Tür zu einer Kabine war halb geöffnet, also frei, und Konrad stürmte darauf zu, ohne auf den Mann am Pissoir zu achten. Er schloss seine Tür ab, stellte sich vor die Schüssel, öffnete seinen Hosenschlitz und endlich konnte er dem Drang seiner Blase nachgeben. Das war knapp. Sich neben den Mann im Anzug zu stellen, kam für Konrad nicht in Frage, dort hätte er sich beobachtet gefühlt und hätte nicht gekonnt. Er hörte, wie der Mann die Toilette verließ, blieb weiter in seiner Position vor der Schüssel, auch wenn er längst fertig war, und wartete. Draußen wurde die Tür erneut geöffnet, aber zur Reihe mit den Kabinen kam niemand. Langsam zog er den Reißverschluss seiner Hose wieder hoch. Seine Hand war schon über der Taste zum Spülen, aber er zögerte. Es drangen Geräusche zu ihm, die er nicht einordnen konnte. Als ob sich jemand mehr auszog, als nur die Hose herunter zu lassen. Konrad spürte, wie sein Herz schneller pochte, verstand aber nicht, warum. Mit Männern hatte er nichts am Hut. Er stieg leise auf den Rand der Toilettenschüssel und wagte einen schnellen Blick über die Trennwand der Kabine in den Vorraum. Er fühlte sich in seine Jugend zurück versetzt, bei dem Anblick, der sich ihm bot. Leise stellte er sich zurück auf den Boden, musste die Eindrücke zuerst verarbeiten, die sich ihm boten. Hoffentlich hörte sie da draußen seinen Herzschlag nicht oder sah am Ende seinen Kopf über der Trennwand, wenn er noch einen Blick riskierte.
Es war eindeutig eine Frau, die sich im Vorraum ihrer Kleidung entledigte, nicht nur die Jacke, sondern auch der Pullover, die Bluse, ein Unterhemd, Socken und eine Unterhose landeten auf einem Stapel schmutzig-grauer Wäsche. Nackt stand sie am Waschbecken und ließ rosa Seife aus dem Spender in mehrere Papiertücher laufen, die sie darunter hielt.
Konrad hatte seine Position auf dem Rand der Toilettenschüssel wieder eingenommen und lugte über die Trennwand nach draußen. Es war lange her, dass er eine nackte Frau gesehen hatte. Zuletzt seine Mutter, als er noch ein kleiner Junge war. Die Frauen in den Hochglanzmagazinen, die er in einem alten Aktenkoffer unter dem Bett verwahrte, sahen anders aus, hatten überhaupt keine Ähnlichkeit mit der Frau im Vorraum. Trotzdem konnte er den Blick nicht von ihr abwenden. Er spürte ein leises Ziehen in den Lenden und eine Regung in seiner Hose.
Schnell und lautlos glitt er auf den Boden zurück, wischte sich den Schweiß von der Stirn. Konrad stellte sich vor, was passieren würde, wenn jetzt jemand in die Herrentoilette kommen würde. Die Frau war aber entspannt, nichts deutete auf Hektik oder gar Angst hin, dass genau das geschehen könnte. Einen letzten Blick wollte er riskieren, nur um sicher zu gehen, dass ihr nichts passierte und sie wirklich alleine war. Er war ja schließlich kein Spanner.“
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