Wo ist dieses verdammte Telefon? Es lag doch eben noch auf dem Tisch.
„Hallo Mama.“
…
„Ja, ich komme gerade von der Arbeit. Schön, dass Du anrufst.“
…
„Was?“
…
„Nein, ich habe noch etwas eingekauft.“
…
„Aha, so. Och nö, ich kann nicht.“
Bloß nicht mit Mama herum sitzen. Das halte ich nicht aus.
…
„Ich habe mich mit Martin verabredet.“
…
„Ja.“
…
„Nein. Du kennst ihn nicht, er ist ein Bekannter.“
…
Habe ich noch nicht von Martin erzählt? Dann muss ich es vergessen haben.
…
„Das tut mir Leid, dass Gerd arbeiten muss.“
…
„Ja, es ist eine Schande, wie die Wochenenden immer mit Arbeit drauf gehen.“
…
„Mach’s gut Mama. Ich melde mich und erzähle Dir, wie es mit Martin gelaufen ist. Versprochen. Bussi Mama.“
Glück gehabt. Ich will nicht mit Mama auf der Couch sitzen und ZDF gucken. Lieber rufe ich jetzt Martin an und mache was mit ihm aus! Vielleicht Kino?
„Hallo Martin, hier ist Emma.“
…
„Oh, erkennst Du mich nicht? Wir haben zusammen im Café „Biel“ gesessen und uns nett über das Kino unterhalten.“
Wie, der kennt mich nicht? Ich habe den anders eingeschätzt. Wozu hat der mir seine Nummer gegeben?
…
„Warum ich anrufe? Ich wollte schauen, ob wir ins Kino gehen könnten. Es läuft doch jetzt der neue Film an, über den wir gesprochen haben.“
…
Was ist das denn für einer?
…
„Ja, ist gut Martin, war auch nur so eine spontane Idee. Gerade bei dem Film habe ich sofort an Dich denken müssen und…“
…
„Okay, ciao Martin, bis bald.“
Geschäftsessen? Ich lache mich schlapp. Wenn der ein Geschäftsessen hat, dann bin ich mit dem König von Peru verabredet. Na gut. Ich rufe Ralf an.
„Hallo Ralf? Ich bin es Emma, ich dachte, wir könnten…“
…
„Nicht Ralf?“
…
„Eveline?“
Was ist hier los? Hat der eine Neue und ich habe es nicht mitbekommen? Sie holt ihn.
„Uhhuuhu. Ralf, ich dachte, wir könnten mal schön ausgehen.“
…
„Nein, das muss nicht heute sein. Ich wollte mich einfach mal gemeldet haben, da auf der Arbeit immer so ein Stress ist, dass kaum Zeit für drei private Worte bleibt.“
…
„Ja, Ralf, ist gut. Wir sehen uns am Montag. Viel Spaß denn und ein schönes Wochenende.“
Wie peinlich ist das denn? Der hat eine Freundin, auch noch aus der Buchhaltung, wo ich die Weiber dort nicht leiden kann, und an mir ist es spurlos vorbei gezogen.
„Hallo Fred, hier spricht Emma.“
…
Wie kommt Fred überhaupt in mein Handyverzeichnis, wenn der noch nicht mal weiß, wer ich bin? Wo habe ich den denn aufgerissen?
…
„Äh Fred, ich dachte, wir…“
…
Jetzt dämmert es mir wieder.
„Nein Fred, wir haben uns beim Bäcker getroffen.“
…
„Das war mehr zufällig.“
…
„Wo ich wohne?“
…
„Naja,…“
…
Oh Mann. Das hat mir gerade noch gefehlt! Was weiß ich, warum der mir seine Nummer gegeben hat. Ich habe morgens anderes im Sinn, als Telefonnummern zu sortieren.
„Ja, ist gut, Fred… ich…“
…
„Tschüss Fred.“
Uff. Gerade noch einmal davon gekommen. Die Nummer muss ich gleich löschen. Den rufe ich nicht mehr an. Jetzt lieber mal eine Runde mit der Freundin schwatzen und vielleicht geht dort etwas.
„Hallo Joana, Emma hier.“
…
…
…
…
…
…
„Ich dachte, wir könnten mal wieder…“
…
…
…
Muss ich das haben?
…
…
…
„Joana, Du – ich muss Schluss machen, es hat gerade an der Tür geklingelt. Ich melde mich wieder. Tschüss, Joana.“
Eigentlich kann ich sie gut leiden, nur seit sie Kinder hat, haben die Themen extrem gewechselt.
Es ist schon nach halb neun!
„Hallo Mama, ich bin es. Sollen wir uns nicht gleich mal treffen? Ich komme vorbei!“
Dann doch lieber mit Mama auf der Couch beim ZDF.
…
Besser, als alleine zu Hause.
„Ach?“
…
So schlimm ist das Programm nun wirklich nicht!
…
„Wie?“
…
„Ich dachte nur, weil Gerd arbeiten muss…“
…
„Martin?“
…
„Du verwechselst da was. Ich wäre gerne gekommen, Mama.“
© Vic Van Berg
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