Die 3 Wörter von heute lauten >>
Schwer beladen komme ich vom Einkauf zurück. Die Taschen stelle ich auf dem Boden ab, lade Rinderfilets vom Metzger, Brokkoli, Milch, Eier, Butter, Knoblauch, Zwiebel, Kartoffel vom Bio-Bauern und Baguette vom Bäcker auf der kleinen Anrichte ab. Das Brett bricht unter der Last schier zusammen. Der Kühlschrank ist nicht minder klein, aber ich stopfe alles in die Fächer und in der Tür haben auch noch der Wein und der Sekt vom örtlichen Winzer Platz. Zufrieden betrachte ich mein Werk, schließe die Tür. Wenn das Wetter gut bleibt, kann ich draußen aufdecken. Falls es regnet, spanne ich den Schirm auf. Eine Art Rezept habe ich im Kopf, zur Not schaue ich im Internet nach. Außerdem bestücke ich die Kühlbox mit ein paar Dosen Bier, die nicht mehr in den Kühlschrank passen.
Die Frau, die ich in einem Online-Datingportal kennengelernt habe, treffe ich zum ersten Mal. Sie soll besser auf den Campingplatz kommen, ist anonymer. Wer weiß, wer oder was da kommt. Die Leute machen sich im Netz immer besser als sie sind. Ich muss zugeben, ich habe auch ein bisschen geflunkert. Mit meinen Kochkünsten, die bei weitem nicht so glänzend sind, wie ich bei ihr angegeben habe. Der Metzger hat mir aber versichert, dass ich mit seinen Filets überhaupt nichts falsch machen könne. Auch der Winzer meinte, dass er die besten Weine der Region habe und ich mit der getroffenen Auswahl auf jeden Fall bei einer Frau punkten könne. Bei mir als Person habe ich im Profil etwas das Gewicht nach unten und die Größe nach oben reguliert. Das wird sie hoffentlich nicht bemerken.
Ich richte das Gemüse, wie von der Bio-Bäuerin erklärt, lege die Rinderfilets zurecht und öffne eine Dose Bier für mich. Mit Alkohol im Blut kocht es sich leichter. Das machen alle Campingfreunde vom Platz so. Der ist um diese Jahreszeit gänzlich leer, auch das Häuschen beim Eingang, in dem sich Neuankömmlinge melden müssen. Ich habe mir den Schlüssel von Paule organisiert. Der kennt mich, ich habe einen Dauerstellplatz und der vertraut mir.
Während das Bier durch meine Kehle rinnt, beobachte ich durch das Fenster meines Wohnwagens die Auffahrt. Wer oder was steht denn da herum? Ich verschlucke mich fast. Oh Gott, sie sieht aber total anders aus, als ich erwartet habe. Ich habe mir eine grazile Geige vorgestellt und jetzt sehe ich ein ausladendes Cello. Ich schütte noch mehr Bier in mich hinein, ziehe langsam die Gardine zu. Ist keiner da, der ihr aufsperren könnte. Die Filets und den Wein schaffe ich alleine, das Gemüse lasse ich weg. 421 Wörter.
soso, ein ausladendes Cello ;-DD
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Jaaaaaa, so viel zu Geige und Cello. 😀 😀 😀
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