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Archive for the ‘Uebungen’ Category

 

Ich bin in Verzug, habe etwas geschludert. Heute sind es wieder 5 Minuten mit den Wörtern: Freude, Fantasie, Oberfläche >>

Die dunklen Warzen ihrer kleinen Brüste durchstoßen die Oberfläche nur knapp. Routiniert scanne ich den Tatort mit meinem Blick Zentimeter für Zentimeter ab. Das Bad ist nicht sehr groß, kaum dass ich darin meine 120 Kilo hin und her zu bewegen kann, schon ecke ich am Waschbecken und am Klo an. Die Frau in der Badewanne, oder was von ihr übrig geblieben ist, liegt in der rötlichen Brühe, ich schmecke Rost auf der Zunge. Das ändert sich nie. Der Geschmack auf der Zunge kehrt immer wieder, wenn ich Blut sehe. Ich wende den Kopf zur Tür links. Katrin, meine Assistentin, hat heute ihren ersten Tag, hält sich mit einer Hand den Mund zu, die andere liegt auf ihrem Bauch. Kein schöner Einstand, gleich so eine Leiche sehen zu müssen, bei der der halbe Schädel mit einer Bratpfanne zertrümmert wurde und fast nichts mehr übrig ist. Das Tatwerkzeug hat der Täter zu meiner Freude gleich neben der Badewanne fallen gelassen. Das erleichtert mir die Arbeit ein Stück weit. Hoffentlich kotzt Katrin nicht auf meinen Tatort. Mit einer Handbewegung versuche ich sie von der Tür weg und nach draußen zu verscheuchen. Der Täter muss mordsmäßig sauer auf das Opfer gewesen sein, wie sonst soll man diese Sauerei hier erklären. Wahrscheinlich der Mann, Freund oder vielleicht der Sohn. Ich muss mir noch die Hintergründe des Opfers und deren Umfeld ansehen. Katrin bringe ich natürlich bei, dass sie keine vorschnellen Schlüsse ziehen soll, aber meine Erfahrung lehrte mich, dass bei solchen häuslichen Gewalttaten der Täter im engeren Umfeld zu finden ist. Ich stecke meine Handschuhe in die Jackentasche, ziehe meine Zigarettenschachtel heraus. Eine Kippe im Mundwinkel will ich an Katrin vorbei, sie schwankt jetzt. Ich packe sie an den Schultern und schiebe sie in Richtung Wohnungstür, weg von diesem unglückseligen Ort. Hoffentlich geht meine Fantasie mit mir durch und die Geräusche, die Katrin von sich gibt, sind nur eingebildet. Es würde mich schon sehr ärgern, wenn sie mir meine neue Jacke vollkotzen würde. 329 Wörter

 

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Ich bin spät, habe zuerst alles erledigt und dann die Übung gemacht. Cool down sozusagen, statt warm up. 5 Minuten. 3 Wörter: Mathematik, Rose, Kopfschmerz >>

Ich gebe es zu, bin keine Leuchte in Mathematik, aber diesen Kurs muss ich besuchen. Nur wegen dem Dozenten. Halblange, gewellte, braune Haare, blaue Augen, kantiges Gesicht. Und ein Lächeln – zum Dahinschmelzen. Ich muss diesen Mann immerzu angucken, tue natürlich so, als ob ich mir mit dem Stift Notizen mache und die Vorlesung angestrengt verfolge. In Wirklichkeit hasse ich Mathematik. Wer braucht schon so viele komplizierte Zahlen?

Er lächelt von Zeit zu Zeit in meine Richtung. Er muss mich meinen, Juliane Liebig, denn vor, neben und hinter mir sitzen nur männliche Studenten. Bestimmt fragt er sich, warum ich als einzige Frau hier bin. Das ist mir egal, ich muss einfach hier sitzen, ihn sehen. Wegen mir muss er gar nicht reden, sein Anblick genügt mir vollkommen.

Andere Kurse, wie Literatur oder etwas für Frauen, gibt er nicht. Was für eine Verschwendung, dass solch ein Dozent nur für Männer Unterricht geben soll. Wir weiblichen Teilnehmer hätten so viel mehr davon!

Vor lauter Starren bekomme ich schon wieder diesen pochenden Kopfschmerz, direkt an der Schläfe, aber ich ignoriere es.

Am liebsten würde ich den Unterricht mit dem Handyvideo aufzeichnen. Das könnte ich mir Abend für Abend reinziehen und davon träumen, wie er mich zu einem Date einlädt, mir eine Rose überreicht und der Korken beim Schampus knallt, wenn er die Flasche für mich öffnet. Auf einem weißen Pferd reiten wir später am Strand entlang, während die Wellen sanft um die Hufen des Tieres spülen. Die Sonne versinkt langsam hinter dem Horizont und ich schließe meine Arme um seinen durchtrainierten Körper, spüre seine Wärme, sie zieht durch meinen ganzen Körper.

Ein unüberhörbares Stöhnen entwindet sich meiner Kehle und ich sehe, wie er langsam auf mich zukommt. Jetzt fragt er mich, ob ich mit ihm…

Frau Liebig, können Sie die Aufgabe an der Tafel für alle erklären?“ 305 Wörter.

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Heute gibt es wieder eine 5 Minuten Schreibübung und darin sollen Stift, Wasser, Telefon untergebracht werden, um vor dem eigentlichen Schreiben warm zu werden.

Danach soll das erste Kapitel am Projekt, von dem ich HIER berichtete, geschrieben werden. Wie viele Wörter schaffe ich im ersten Kapitel? Wir werden sehen, wenn ich so weit bin. Noch erstelle ich die Kapitel.

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Wie soll ich nur diese Rasselbande bändigen? Das ist eine private Einrichtung, in der nur gut betuchte Eltern ihre Kinder unterbringen können. Deshalb gibt es ja auch mich, damit ich die lieben Kleinen gesund und abwechslungsreich verköstige. Normalerweise bin ich für das kulinarische Wohl zuständig, kaufe ein, koche für 20 Kinder und mache die Küche anschließend wieder sauber, dann gehe ich heim. Sie beschäftigen und mit ihnen spielen muss ich in der Regel nicht.

Weil ich aber nie, aber auch wirklich nie, nein sagen kann, habe ich mich bereit erklärt, für ein paar Minuten nach den Kindern in unserem Hort zu sehen. Die zwei zuständigen Erzieher-Kolleginnen wollten nur mal kurz rüber zum Bücherladen, um ein Geschenk für die Chefin zu kaufen. Warum habe ich diesen Job nicht übernommen? Bücher stellen nichts an und geben keine Widerworte. Außerdem fragen sie nie, warum, schon gar nicht, zig-mal hintereinander.

Mein Blick irrt durch den Raum, ich weiß gar nicht, wo ich zuerst hin rennen soll. Nina steht am Regal, auf dem ich mein Handy abgelegt habe, und lässt selbiges gerade in einem Glas verschwinden, das natürlich mit Wasser gefüllt ist. Gerade schüttet sie noch Milch hinterher, rührt mit einem Kochlöffel um, den ich schon gesucht habe, der kaum ins Glas passt. Das Wassermilchgebräu schwappt über, ergießt sich auf die Unterlagen, die ich unter mein Telefon gelegt habe. Jörn-Hendrik schaut aus dem Fenster und bohrt sich mit einem Stift in der Nase herum. Roger und Marie-Hélène schneiden sich gegenseitig die Haare, aber nicht nur ein bisschen, so dass mir ganz Bange wird und ich sofort dorthin stürme, um ihnen die Scheren zu entwinden. Wie sollen meine Kolleginnen das später den Müttern erklären? Hoffentlich kommen die beiden bald zurück. 284 Wörter.

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Die 5 Minuten gestern waren bestimmt die Sonntagsverschnaufpause. Heute am Montag dürfen es wieder 10 Minuten sein, mit den Wörtern Mondschein, Kamera, Saurier.

Ich wollte diesen Job unbedingt haben! Aber der Chef, der alte Saurier, zog immer Arne vor. Männer schreiben sachlicher, pflegte er zu sagen. Ich solle lieber mit meinen Emotionen bei den Stars, Sternchen und den Promis bleiben. Das mochten die Leser. Ja, ich hatte viele Leser, die meinen Online-Berichten über diese Themen folgten. Aber ich wollte endlich mal richtige Nachrichten machen. Ich konnte auch sachlich, wenn mich der Saurier nur mal ran ließ. Arne grinste sich einen und setzte noch einen obendrauf: „Lerne erstmal mit der Kamera umzugehen, dann bekommst du sicher auch einen Nachrichten-Job.“

Am liebsten hätte ich ihm in seine Eier getreten und die Kamera hinterher geknallt. Natürlich machte ich nichts dergleichen, sondern lächelte nur und verzog mich an meinen Schreibtisch, versteckte meine Tränen hinter dem Monitor. Das fehlte mir gerade noch, dass mich der Saurier und Arne heulen sahen. Ich konnte mit meiner Kamera umgehen, hatte wunderbare Mondscheinfotos geschossen, für die ich sogar einen Preis eingeheimst hatte. Nur wussten die in der Redaktion nichts davon. Ich arbeitete lieber unter einem Pseudonym. Besser war das. Nicht, dass mir das auch noch zum Nachteil ausgelegt wurde.

Ich sollte die Redaktion wechseln, mich woanders bewerben und gleich einen aktuellen Nachrichtentext einreichen. Aber der Saurier, so wurde der Chef heimlich von allen genannt, hatte seine krummen Finger überall drin. Wenn der meine Bewerbung las, würde er mich bestimmt gleich feuern und dann hatte ich überhaupt keinen Job mehr. Die Miete zahlte sich schließlich nicht von selbst und essen musste ich auch hin und wieder. Obwohl der Saurier oft sagte, dass ich wie ein Hungerhaken aussehe. Ich glaube, er mochte das aber, denn er stierte mir immer wieder auf den Körper, ließ seinen gierigen Blick an meinem Hals, über den Busen, an den Beinen entlang wandern, wenn er in unser Redaktionsbüro kam. Fehlte nur noch, dass er sabberte.

Wenn er nicht so ätzend wäre, hätte ich seine Einladung zum Abendessen vielleicht doch angenommen. Das würde mir alle Türen öffnen. Aber wollte ich das? Natürlich nicht! Ich wollte mit meinen Reportagen über Fakten, Daten und korrekte Zahlen bekannt werden, mich nicht nach oben schlafen. Dazu die passenden Fotos liefern. Zu Themen, die die Welt interessierten, nicht über It-Girls und Püppchen, die Art Nachrichten, die man im Wartezimmer seines Arztes oder beim Frisör las und über die man dann plauderte. Nicht, weil es interessant wäre, sondern, weil man das eben so machte. Es war vertrackt! Aus diesem Redaktionshamsterrad kam ich nie raus!

Vielleicht sollte ich mir einen ganz anderen Job suchen oder einen anderen Beruf lernen. Noch war ich jung, relativ gesehen, und konnte von vorne beginnen. Mein Vater hatte recht gehabt, als er damals sagte, ich solle etwas ordentliches machen und nicht so eine brotlose Kunst ausführen, von der man nicht gescheit leben konnte. Das Wissen half ihm jetzt nicht, denn er war schon lange tot. Mir half es aber auch nicht weiter… 481 Wörter.

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Heute, am Tag 14, sollen es nur 5 Minuten sein. Die drei Wörter, die im Text untergebracht werden sollen, lauten: Analyse, Bank, Gesundheit.

Ich trat gegen die verwitterte Bank. Ich war so wütend. Und ich war sauer, nicht nur auf meine Mutter, sondern auch auf mich selbst. Wie oft hatte ich ihr am Telefon gesagt, sie solle auf sich und ihre Gesundheit achten. Die Analysen Ihres Blutes und der anderen Untersuchungen waren eindeutig. Die Diagnose und die Prognose ihrer Lebenserwartung der Ärzte auch.

Sie müsse langsam machen, weniger arbeiten, an sich denken, hatte ich ihr oft gesagt. Was nutze ihr all das viele Geld, wenn sie am Ende unter der Erde war.

Ich hätte nach Hause kommen sollen, um meinen Worten mehr Nachdruck verleihen zu müssen und um mich persönlich darum zu kümmern, dass sie auf sich achtete. Aber auch ich war immer zu beschäftigt, um es in die Realität umzusetzen.

Ich drehte mich wieder zum Grab um. Jetzt lag sie tatsächlich hier unter der Erde, in einem weißen Holzsarg, der mit blauem Samt ausgeschlagen war. Samt mochte sie gerne, Blau war ihre Lieblingsfarbe. Aus ihrem Kleiderschrank wählte ich ihr Lieblingsoutfit, einen dunkelblauen Rock und eine hellblaue Bluse, das man ihr anziehen sollte. Der Bestattungsunternehmer hatte zu allem, was ich sagte oder verschlug, verständnisvoll genickt.

Es hatte für mich keine Gelegenheit mehr gegeben, mich von ihr zu verabschieden, weil ich einfach zu weit weg wohnte, um mal eben schnell vorbei kommen zu können. Ich musste mit der toten Frau vorlieb nehmen, die zwar die Kleidung meiner Mutter trug, bei der ich aber nicht das Gefühl hatte, dass sie es auch war. Der Bestattungsunternehmer hatte seine Leute angewiesen, nur einmal kurz den Sargdeckel zu öffnen, damit ich einen Blick hineinwerfen konnte. Er blieb auch dann souverän, als ich ihn anschrie, dass ich mehr Zeit brauchte.

Behalten Sie sie in Erinnerung, wie Sie sie zuletzt gesehen haben. Nach einem Autounfall sehen die Menschen oft nicht mehr so aus, wie wir sie kennen.“

Ich heulte das Grab an, bei dem noch der Grabstein fehlte, machte ihm stumme Vorwürfe. Jetzt war es zu spät, etwas zu tun. 331 Wörter.

 

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Tag 13. 10 Minuten. Drei Wörter: Rotwein, Anker, Fenster >>

Wütend knallte ich das Telefon auf den Tisch. So ein Schwein! Machte einfach am Telefon mit mir Schluss. Vor ein paar Tagen säuselte er mir noch vor, wie bezaubernd ich aussehe, wie gerne er mit mir zusammen sei, welch‘ wunderbaren Haare ich hätte – und jetzt das!

Ich schaute aus dem Fenster, das sich gegenüber meines Schreibtisches befand. Am liebsten würde ich den Anker, den ich von meinen Eltern bekommen hatte und der sicher 5 Kilo wog, vom Schrank herunter reißen und hinaus werfen. Oder Jan an den Kopf donnern. Dann wäre Ruhe und ich müsste mir keine Gedanken darüber machen, mit wem er jetzt zusammen war und wem er nun diese liebreizenden Worte, die für mich keinen Sinn mehr ergaben, flüsterte. Dabei wollten wir zusammen ziehen, machten Zukunftspläne und Kinder kamen darin auch vor.

Wenn ich recht darüber nachdachte, wollte ich mit ihm zusammen ziehen und von ihm Kinder haben. Spielte das eine Rolle? Er sagte zu allem ja, war begeistert, sah zumindest so aus und der Sex mit ihm war umwerfend. Er kannte jede Stelle meines Körpers, wusste genau, wie er mich zum besten Orgasmus bringen konnte. Kannte er von jeder Frau diese Stellen?

Ich musste würgen. Schnell stand ich auf und rannte Richtung Klo. Aber es war blinder Alarm. Ich bog in die Küche ab und nahm mir die Flasche Rotwein von der Anrichte. Ich schenkte ein Glas voll bis oben hin und trank es in einem Zug leer, füllte gleich wieder nach.

Jan konnte mich mal! Später würde ich Susi anrufen und ihr erzählen, was Jan für ein Arsch war. Der hatte mich gar nicht verdient. So einen wollte ich nicht. Susi würde mich verstehen. Schon immer sagte sie zu mir, dass Jan nicht zu mir passte. Ich trank das Glas erneut leer, füllte auf. Ich schaute auf die Digitaluhr am Herd, konnte die Zahlen aber nicht entziffern. Herrgott, wie spät war es denn? Ich machte mich auf den Weg ins Wohnzimmer, dort hing eine große Bahnhofsuhr. Leicht schwankend, mich an den Wänden und am Türrahmen festhaltend erreichte ich den Wohnraum. Es war später Nachmittag, 17 Uhr. Ein Schluck Wein am Vorabend konnte nicht schaden, besonders in dieser speziellen Situation. Also schlurfte ich zur Küche und zum Rotwein zurück. Das Glas zitterte verdächtig in meiner Hand. Ich packte es mit beiden Händen und setzte an und musste mich schütteln.

Eigentlich schmeckte mir das Zeug gar nicht. Ich trank es nur Jan zuliebe, der mir einen endlosen Vortrag über Rotwein und dessen Vorzüge gehalten hatte. Schnell kippte ich den Inhalt des Glases in die Spüle. So etwas musste ich nicht haben. Schon gar nicht, wenn es Jan gut fand. Nie mehr Rotwein oder Alkohol überhaupt. Ich ging mit unsicheren Schritten zum Kühlschrank, öffnete die Tür, fand aber keine weiteren verdächtigen Getränke darin. Ich brauchte einen Kaffee, damit mein Kopf wieder klar wurde. Gleich würde ich Susi anrufen und wir würden uns einen tollen Mädelsabend ohne Jungs und Alkohol machen. Vielleicht hatte Becky ja auch Zeit. 498 Wörter.

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Die Übung vom Tag 11 habe ich nicht gemacht. Zu den drei Wörtern wollte mir nichts einfallen. Am nächsten Tag sollen wir die Übung nicht zusätzlich schreiben, diese lieber am Ende der 30 Tage anhängen.

Heute, am Tag 12, bin ich wieder dabei. 10 Minuten schreiben und folgende Wörter darin verarbeiten: Lärm, Geselle, Löffel

Hand in Hand stehen wir in der Stadt vor dem Spielzeugladen. Es ist eher ein Antiquariat, in dem es auch Spielsachen gibt. Meine Tochter ist 5 Jahre alt und jedes Mal bleibt sie vor dem Schaufenster stehen. Ich plane schon extra mehr Zeit ein, weil es nur schwer ist, sie davon wegzulocken. Das Schaufenster enthält jede Menge Zeug, so dass das Kinderauge gar nicht weiß, wo es zuerst hingucken soll. Meine Tochter mag am liebsten die Blechdosen mit den bunten Aufdrucken, sagt sie. Aber am allerliebsten mag sie diese kleine Figur in Rosa, Grün, Gelb und Himmelblau. Sie ähnelt ein bisschen einer Katze, die auf den Hinterpfoten sitzt, aber kein Fell hat, sondern bunte Kleidung trägt. Ihr rechter Arm zeigt nach oben und in der Pfote hält sie einen Löffel, mit dem sie Liane fröhlich zuwinkt. Ohne Unterlass. Liane winkt jedes Mal zurück. Die Katze ist so ein lustiger Geselle, vor dem alle Kinder stehen bleiben. Ich wollte sie nicht zu Hause haben, mich würde sie nach kurzer Zeit furchtbar nerven. Ins Kinderzimmer gehört sie auch nicht, weil man mit ihr nichts anfangen kann, außer sie zu bestaunen.

Bislang haben wir das Geschäft noch nie betreten, weil ich nicht glaube, dass es etwas für Liane darin gibt. Der Besitzer, ein alter Mann, den wir oft hinter der Verkaufstheke sehen, kommt auch nie heraus, um mit uns zu reden. Er winkt zwar immer kurz, aber er tut sehr beschäftigt, obwohl nie Kunden im Laden sind. Oft mache ich mir Gedanken, wie er sich diesen Laden mit diesem Zeug leisten kann, wenn nie Kunden da sind, die etwas bei ihm kaufen.

Ehe ich mich versehe, lässt Liane meine Hand los, stürmt die wenigen Stufen zum Laden hinauf und ist auch schon darin verschwunden. Ich bleibe vor dem Schaufenster stehen und warte, die Tür fest im Blick Das Geschäft wird mein Kind nicht verschlucken. Was ich für Gedanken habe. Wir sind in einer gewöhnlichen Stadt, nicht im Film.

Mein Handy meldet sich mit dem von mir eingespeicherten „Büro“-Ton und da muss ich ran gehen. Ich erwarte wichtige Aufträge, die ich daheim online erledigen kann, aber es müssen noch Absprachen mit den Kollegen getroffen werden. Kurz drehe ich mich um, weil ich vom Lärm der fahrenden Autos auf der Straße nichts höre. Ich halte mit der einen Hand das freie Ohr zu, drücke mit der anderen Hand das Handy an das andere Ohr und lausche gespannt. Welch‘ gute Neuigkeiten! Ich habe ein paar Tage länger für die Aufträge Zeit und kann diese entspannt angehen. Später, als ich ursprünglich geplant habe.

Vielleicht gehen wir noch ins Eiscafé und ich überlege mir schon, ob Liane die Biene Maja oder nur Erdbeere nimmt. Immer wählt sie zwischen diesen beiden Sorten aus. Sie liebt Eis. Ich schmecke dagegen schon den Geschmack meines Latte Macchiato auf der Zunge. Schnell stecke ich das Handy zurück in meine Handtasche und drehe mich zur Tür um. An der Verkaufstheke ist jetzt niemand mehr zu sehen und in der Tür steht Liane auch nicht. 502 Wörter.

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Am Tag 10 werden aus den 5 Minuten 10 Minuten. Die folgenden Wörter sollen im Text untergebracht werden: Büro, Himmelblau, Sanduhr

Christa starrte auf das Himmelblau, das sich im Quadrat durch ihr Fenster zeigte. Sie saß im Büro und die Sanduhr auf ihrem Monitor lief und lief, kam zu keinen Ergebnissen. Sie sollte jetzt lieber bei Mira sein, die in der Klinik war. Christa hatte sie gewarnt und gesagt, dass Trampen gefährlich sei. Aber die Tochter hatte nicht hören wollen und nur lachend abgewunken. Christa wollte nicht Recht behalten, in diesem Fall schon gar nicht.

Mira war am Folgetag, nachdem sie ihre Abenteuerreise nach Frankreich angetreten hatte, in einem Waldstück nahe der französischen Grenze aufgefunden worden. Sie lag mit halb zerrissener Kleidung auf einem abgelegenen Parkplatz. Die Fußgänger, die sie fanden, dachten zuerst, sie sei tot. Dann hatte sich der Mann aber besonnen und versucht, den Puls am Hals zu fühlen, trotz seines Schocks bei Miras Anblick. Das Gesicht war zerschunden, alles war voller Dreck, Moos und Blätter. Blut hatte er auch gesehen. Seien Frau war vollkommen handlungsunfähig gewesen, konnte die ganze Zeit nur auf Miras Körper starren.

Der Puls war da, wenn auch nur schwach, aber spürbar. Schnell hatte er sein Handy gezückt und den Notruf gewählt. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis er dem Mann am anderen Ende der Leitung seinen Standort genau benennen konnte. Dieser hatte versucht, ihn zu beruhigen und ihm gesagt, er solle sich konzentrieren. Schließlich gehe es um Leben und Tod. Der letzte Satz hatte gewirkt und der Fußgänger riss sich zusammen, beschrieb alle Details, die er sah.

Christa wurde von der Polizei benachrichtigt. Sie wollte dem Polizisten, der mit seiner Kollegin vor ihrer Wohnungstür stand, zuerst nicht glauben. Er zeigte ihr ein Foto von Miras Gesicht. Ein Helfer in der Klinik hatte Mira notdürftig gesäubert, damit man sie erkennen konnte. Sie war versorgt worden, bis auf Prellungen und Platzwunden hatte sie keinen Schaden genommen. Zumindest was ihren Körper betraf. An ihre Seele mochte Christa gar nicht denken. Vergewaltigung. Sie würde ihre Tochter zu sich in die Wohnung holen, wenn sie die Klinik verlassen durfte und sich um sie kümmern. Christa würde den besten Psychologen auftreiben, den sie finden konnte, damit der sich um Mira kümmerte.

Die Polizisten stellten Christa eine Menge Fragen, aber die meisten konnte oder wollte sie nicht beantworten. Nicht, dass ihrer Tochter noch ein Strick daraus gedreht wurde, dass sie sich selbst in diese Gefahr gebracht hätte. In Gedanken rief Christa schon bei ihrem Anwalt an. Der war gut und würde Mira sicher helfen können. Auch wenn es eine Menge Geld kosten würde. Christa würde einfach noch mehr arbeiten, um ihrer Tochter das zu finanzieren. Wenn sie darüber nachdachte, hätte sie Mira das ganze Geld, das sie nun bezahlen würde, auch vor ihrer Reise geben können, damit diese bequem mit der Bahn fahren oder mit einem Flugzeug nach Frankreich gekommen wäre. Sie verfluchte sich innerlich selbst, dass sie als Mutter nicht darauf bestanden hatte, dass Mira das mit dem Trampen sein ließ. Sie mochte gar nicht an die Vorwürfe ihres Exmannes denken, die er mit Sicherheit parat hatte. 497 Wörter.

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Die Aufgabe lautete: Einen neuen Schreibort oder eine neue Schreibzeit für die heutigen 5 Minuten zu wählen. Schreibe einen Text mit den Begriffen Kälte, Abenteuer, Seele.

Geschrieben habe ich im Wohnzimmer im Sessel, statt im Büro am Schreibtisch. Außerdem von Hand, weil ich nicht warten wollte, bis das Laptop hochgefahren und eingerichtet ist.

Als Mira erwachte, wusste sie zuerst nicht, wo sie sich befand. Es drangen Geräusche herein, die sie nicht richtig zuordnen konnte. Hier drinnen war es stockdunkel, es roch nach Öl oder Benzin. Ihr Kopf schmerzte, der Mund war trocken, die Zunge fühlte sich wie ein dicker Schwamm an, die sie sich nicht bewegen ließ. Panik stieg in ihr hoch. Sie lag auf einem harten Untergrund, spürte, wie es im Rücken drückte. Sie schrie sich die Seele aus dem Leib, aber kein Laut drang über ihre Lippen, die sich einfach nicht öffnen wollten. Ihr Körper zitterte, nicht nur die Kälte schlich sich durch ihre Kleidung, machte sich auch in ihrem Innersten breit.

‚Mama‘, fuhr es ihr wie ein Blitz durch ihren Kopf, die recht behalten hatte, als Mira ihr gestern erzählte, dass sie nach Paris trampen wollte, um aus Deutschland heraus zu kommen und Abenteuer zu erleben.

Kind,“ hatte Mama sie angefleht, „das ist viel zu gefährlich. Ich bezahle dir das Bahnticket, aber trampe bitte nicht! Was unterwegs alles passieren kann!“

Was soll schon passieren?“ hatte Mira gelacht und abgewunken. „Ich bin erwachsen und kann gut auf mich selbst aufpassen.“

Jetzt sah sie das Gesicht des Mannes wieder vor sich, bei dem sie in den LKW gestiegen war. Dunkle Augen, buschige Augenbrauen, eine Basecap auf den schwarzen Haaren, die fettig glänzten und bis auf die Schultern reichten. Ihm fehlte oben ein Zahn.

Die Erkenntnis traf sie wie ein Keulenschlag. Sie hatte sein Gesicht gesehen. Er würde sie töten! 253 Wörter.

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Die Tagesübung lautet: Schreibe heute in 5 Minuten einen Text mit den Wörtern Pinsel, Zeit, Rausch. >>

Wie konnte ich so blöd sein und Elena versprechen, das ganze Haus selbst anmalen zu wollen. Innen. Ja gut, ich habe Zeit und bin gelernter Maler, kann mit Farben und Pinsel umgehen, habe aber schon seit Monaten keinen richtigen Job mehr gefunden. Gleich bekomme ich einen Rausch, aber nicht von den tollen Farben, die Elena ausgesucht hat, sondern von den Dämpfen, die aus den Farbtöpfen kommen. Lieber hätte ich einen anderen Rausch. Da ich keine Jobs habe, verdiene ich auch kein Geld, somit ist ein Rausch im Vollsuff für mich nur Träumerei. Elena kann mich ohnehin nicht leiden, wenn ich trinke. Sie sagt, sie schufte das ganze Jahr, um alles zu finanzieren und ich liege nur auf der faulen Haut. Stimmt nicht! Ich kümmere mich um das Haus ihrer verstorbenen Eltern, in dem wir wohnen, mache den Haushalt, koche, gehe einkaufen, allerdings von Elenas Geld, und sorge dafür, dass die Wäsche fertig ist.

Sie sagt, wir könnten von dem gesparten Geld schön essen gehen. Bei unserem Lieblingsitaliener. Dort waren wir schon ewig nicht mehr. Meist geraten wir in Streit, noch ehe wir das Haus verlassen. Zu streiten gibt es bei uns genug. Haus, Geld, Essen, Trinken und so weiter.

Wahrscheinlicher ist es, dass sie sich von dem gesparten Geld eine neue Handtasche oder neue Schuhe kauft.

Ich will sowieso nicht mir ihr zum Essen gehen, weil ich nie bezahlen kann. Wenn ich doch mal bezahle, dann hat mir Elena heimlich das Portemonnaie unter dem Tisch zugesteckt und jeder bekommt es mit. Ich hasse es! Elena hasse ich auch und mich sowieso!

Ab morgen werde ich das ändern. Ich gehe zum Jobcenter und schaue mich nach einem Auftrag oder gleich mehreren um. Dann habe ich wieder eigenes Geld und kann mir auch mal etwas leisten. Ich war schon ewig nicht mehr in der Kneipe unten am Eck! 306 Wörter.

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